Kumpel mit vier Beinen...
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Hart und gefährlich war die Arbeit unter Tage, dunkel, ungemütlich und staubig - nicht nur für die zweibeinigen Kumpel, sondern auch für ihre vierbeinigen Arbeitsgefährten: die Grubenponys.
Schon seit dem 18. Jahrhundert wurden Pferde für die Arbeit in britischen Kohleminen eingesetzt, eine Praxis, die später auch in Deutschland Schule machte. Im Jahre 1913 gab es in Großbritannien 70.000 Grubenponys, die, außer für ihren 2-wöchigen Jahresurlaub auf der Koppel oder im Krankheitsfalle, niemals das Tageslicht erblicken durften. Arbeitsplatz und Stall - beides befand sich ausschließlich innerhalb der Minen. Billige Arbeitskräfte für die Minenbetreiber, geschundene Opfer in den Augen der Tierschützer, enger und oft tagsüber einziger Kumpan für den Grubenkumpel, der Brot und Kautabak mit dem Vierbeiner teilte - Grubenponys ertrugen still ihr Los.
1947 gab es noch 21.000 von ihnen unter Tage, 1984 schufteten noch 55 in den Minen. Die letzten Grubenponys verließen erst 1994 ihren dunklen Arbeitsplatz. Viele Anekdoten wissen frühere Kumpel zu berichten - wie sie z.B. den Vierbeinern nicht selten ihr Leben verdankten, weil diese einstürzende Schächte frühzeitig erahnten und sich weigerten, die Loren auch nur noch einen Schritt weiter zu ziehen. Als - vor allem Ende der 60er Jahre - viele Ponys (auch dank der Tierschutzorganisationen) aus den Gruben geholt wurden, erwartete nicht wenige von ihnen allerdings ein undankbares Schicksal - der Schlachter.
Aber nicht alle teilten dieses ungerechte Los. Besonders in England wurden zahlreiche Gnadenhöfe für Grubenponys ins Leben gerufen, die den wackeren Gesellen einen pferdegerechten, verdienten Lebensabend auf der Weide bereiteten. Zu diesem Anlass entstand auch diese Postkarte: "Just arrived from the pits". Sie zeigt vier gerettete Pony-Rentner, die aufmerksam in ihre nun sichere und helle Zukunft auf einem solchen Gnadenhof blicken durften. Noch etwas ängstlich und mit kurzen Mähnen, aber mit einem fast hoffnungsvollen Leuchten in den großen Augen. Welch ein schöner Tribut an die Grubenponys, die eine so wichtige Rolle in der Geschichte des Bergbaus gespielt haben!
Der kluge Hans...
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Im Jahre 1904 geriet in Berlin ein Wunderpferd für lange Zeit zum Tagesgespräch. "Das lesende Pferd", "Das Wunderpferd", "Der kluge Hans" so lauteten die Überschriften in ausführlichen Zeitungsartikeln.
Ein Pferdeliebhaber, ein gewisser Herr von Osten behauptete sein Pferd Hans wie einen Menschen unterrichtet zu haben. Das Pferd erwies sich als Rechenkünstler und war scheinbar in der Lage von 1 bis 100 zählen zu können, es beherrschte die Grundrechnungen wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Es sollte sogar Wurzeln ziehen und Melodien, Farben und Akkorde unterscheiden können.
Um sich verständigen zu können, klopfte Hans mit dem rechten Huf auf den Boden. Stellte man ihm die Frage, wie viel 3 x 4 sei, klopfte es 12 mal mit dem Huf. Wissenschaftler, Gelehrte und Sachverständige kamen um das Pferd zu prüfen und ganze Völkerwanderungen fanden statt, um das Wundertier zu sehen.
Stutzig wurde erst ein Beobachter eine geraume Zeit später. Ihm fiel auf, dass der "kluge Hans" gänzlich versagte, wenn ihm Fragen gestellt wurden, deren Antwort der Fragende (von Osten) selbst nicht kannte.
Der "kluge Hans" verstand offenbar nur eines: Minimale Zeichen, die von Osten ihm gab. Sobald das Pferd klopfen sollte, bückte sich der hinter ihm stehende leicht. Sollte es mit dem Klopfen aufhören, hob sein Herr leicht den Kopf.
Es ist Pferdekennern bekannt, dass das Gesichtsfeld von Pferden sehr weit nach hinten reicht und diese sehr sensibel auch auf kleine Zeichen oder Gesten reagieren. Obwohl diese Tatsache damals jedem Droschkenkutscher bekannt war, ließen sich die Wissenschaftler täuschen, da sich von Osten ja immer hinter dem Pferd befand und dieses ihn scheinbar nicht sehen konnte. Das Wunderpferd, dessen Rechenleistungen sogar mit denen eines Abiturienten verglichen wurden, erwies sich als Schwindel, sein Name als "kluger Hans" aber blieb noch über mehrere Jahrzehnte jedermann ein Begriff.
Das Fiaker-Rennen am 17.08.1902...
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Um die Jahrhundertwende wurden auf der Wiener Trabrennbahn im Rahmen eines normalen Trabrenn-Tages gelegentlich Fiaker-Rennen ausgetragen.
Hieran durften alle lizenzierten Fiaker-Fahrer teilnehmen. Die Gespanne mussten sich im Besitz des jeweiligen Kutschers befinden, und Pferde und Kutsche mussten regelmäßig als öffentliche Fuhrwerke verwendet werden.
Die Karte zeigt den Rennausgang am Sonntag, 17.08.1902:
Es starteten bei diesem Rennen 16 Fiaker-Gespanne.
Der Sieger ist Ludwig Kurz mit seinen beiden Stuten. Zweiter wird Anton Kolbenschlag.
Ein generelles Problem der Fiaker-Fahrer war zur damaligen Zeit, dass sie gerne dem Alkohol zusprachen.
So wurde bei diesem Rennen anschließend der Fahrer Herr Wollner "wegen Ungehorsam beim Start und Trunkenheit" mit einer Geldbuße von 50 Kronen bestraft.
Holsteiner Hengst LORENZO auf Wanderausstellungen der DLG und des RNST...
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Tierschauen waren seit der 1.DLG-Ausstellung 1887 ein fester Bestandteil auf landwirtschaftlichen Ausstellungen, wo eine Vielzahl an Nutztierarten gezeigt wurde. Insbesondere Pferdehalter nutzen die Möglichkeit, ihre Zucht zu präsentieren, denn die erlesensten Tiere wurden prämiert. Vorort gab es sogenannte Ausstellungsphotographen. Dies belegt der Rückseitendruck der Lorenzo-Postkarte:
Original-Eigentum und Verlag Robert Heinrich, Altona/Elbe - offizieller Ausstellungs-Photograph -
Die Ausstellungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft fanden in jährlich wechselnden Ausrichtungsorten statt. Von 1934-1937 veranstaltete der Reichsnährstand, eine Organisation der Agrar-Wirtschaft und -Politik im Deutschen Reich, die Reichsnährstand- (RNST) Ausstellungen.
Überall dort machten Ausstellungsphotographen (heute schreibt man eher Fotograf) ihren Job! Tiere in Bewegung zu fotografieren war damals eine Herausforderung. Wenn Fotos gut gelungen waren, wurde das Motiv auf Postkarte verewigt. Diese schöne Trab-Aufnahme von Lorenzo, 1935 in Hamburg geschossen, wurde werbewirksam genutzt, was die Kartenrückseite verrät:
Hengst Lorenzo 2852 geb. 4.3.1930
Vater: Lorenz 2622
Mutter: Thea 11907 von Mackensen 2654
D.L.G. 1933 Berlin 1. Preis
Reichsnährstandausstellung Hamburg 3. Preis
Aussteller: Verband der Züchter des Holsteiner Pferdes E.V.
Züchter: Joh. Schade, Kathen bei Wilster
Eigentümer: Landgestüt Traventhal
Lorenzo war ein Holsteiner, eine in Schleswig-Holstein gezüchtete Pferderasse, die ursprünglich als Helfer bei der Arbeit auf dem Feld und auch als Reitpferd eingesetzt wurde.
Eigentümer des Hengstes war das preußische Landgestüt Traventhal, nördlich von Hamburg gelegen, es existierte von 1864-1960. Der historische Hengstsaal ist heute ein Ort für Land- und Antikmärkte.
Die Postkarte als werbewirksames Medium, um Schauerfolge der Deckhengste publik zu machen, nutzt schon lange niemand mehr, aber Lorenzo bleibt durch den offiziellen Ausstellungsphotographen „ewig“ erhalten ...