Geb.: 11.08.1778 in Lanz (Prignitz)
Gest.: 15.10.1852 in Freyburg (Unstrut)
Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn war ein deutscher Pädagoge, der die deutsche Turnbewegung initiierte. Er begrün
dete das Turnen, das sich zur heutigen Sportart Geräteturnen entwickelt hat. Die Turngeräte Reck und Barren wurden von ihm eingeführt.
Der Sohn eines Pfarrers wurde zuerst vom Vater unterrichtet, ab 1791 besuchte er das Gymnasium in Salzwedel (Altmark), das 1931 nach ihm benannt wurde, ab 1794 das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, das er zwei Jahre später ohne Abschluss verließ.
Jahn befasste sich intensiv mit deutscher Sprache und Geschichte. Er für die Reinheit der deutschen Sprache ein und verfasste die Schrift Patriotismus in Preußen.
1802 begegnete er Ernst Moritz Arndt an der Universität Greifswald; die vaterländische Idee des „Vereinigten Deutschland“ entstand.
1807 traf er Johann Christoph Friedrich GutsMuths, dem er Impulse für das Turnen in Deutschland verdankte. Er wurde wenige Jahre später Hilfslehrer in Berlin und widmete sich der Turnerei.
Am 13. November 1810 gründete Jahn mit 11 Freunden in der Hasenheide den geheimen Deutschen Bund zur Befreiung und Einigung Deutschlands. Am 19. Juni 1811 begann er an dem Treffpunkt der Schüler- und Freundesgruppe mit dem öffentlichen Turnen. So war die Hasenheide der erste deutsche Turnplatz, der mit Geräten nach dem Vorbild GuthsMuths ausgestattet wurde. Ebenso entstammten die Leibesübungen, die Jahn Turnen nannte, dem Vorbild GuthMuths', allerdings meinte Jahn mit Turnen die Gesamtheit aller Leibesübungen: Geräteübungen wurden weiterentwickelt und durch Spiele, Schwimmen, Fechten und Wandern ergänzt.
Zunächst war das Turnen ein buntes Treiben auf den Turnplätzen mit dem Ausdruck einer romantischen Volksbewegung, um die „Feinde der Freiheit“ zu besiegen. Diese Feinde waren neben den Franzosen auch Fürsten aus Deutschland, die weiterhin die Einheit und Freiheit der deutschen Nation verhinderten. Jahn war gegen die Kleinstaaterei und für ein einheitliches Deutschland. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Jugend, er wollte diese für einen eventuellen Kampf vorbereiten. Er erfand das Turnen als eine körperliche Bestätigung für jedermann mit einem durchaus wehrpolitischen Nutzen. Jahn entwickelte das Turnen weiter zur „patriotischen Erziehung zur Vorbereitung auf den Befreiungskrieg“.
Mit der Niederlage Napoleons 1813 wurde die Voraussetzung für die nationale Befreiung Deutschlands geschaffen. Mit dem Sieg in der Völkerschlacht bei Leipzig wurde Jahn's Wunsch in gewissem Sinn Wirklichkeit.
Auf dem Höhepunkt der Turnbewegung in Deutschland fand 1817 das Wartburgfest statt. Dabei kam es auf Jahn's Initiative zur ersten neuzeitlichen Bücherverbrennung im deutschsprachigen Raum. Jahn war zwar nicht bei dem Fest anwesend, hatte aber die Liste der Bücher zusammengestellt. Daraufhin wurde er beim preußischen Ministerium zunehmend zur missliebigen Person.
Die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch den Studenten und Turner Karl Ludwig Sand im März 1819 löste letztendlich das Turnverbot aus. Jahn wurde daraufhin die Wiederaufnahme des Turnens auf der Hasenheide untersagt, da die Turnübungen im Rahmen des Unterrichts stattfanden und der Schulbehörde untergeordnet werden sollten.
Das Verbot traf die Turnbewegung hart. Mehrere Turner aus Jahn's Umfeld wurden festgenommen oder erhielten ein Berufsverbot, so dass sie ins Ausland auswanderten.
Jahn der schon am 13. Juli 1819 verhaftet worden war, verbrachte die nächsten fünf Jahre in Haft. Am 15. März wurde er freigesprochen, unter der Bedingung, in keiner Universitäts- oder Gymnasialstadt zu wohnen.
1825 bis 1852 lebte Jahn unter Polizeiaufsicht in Freyburg an der Unstrut. Hier steht heute noch die älteste Turnhalle Deutschlands, deren Bau Jahn nach der politischen Rehabilitation initiiert hatte.
Im Laufe der Jahre wurden die Bestimmungen gelockert, und Ärzte und Pädagogen unterstützten das Wiederaufleben der Leibesübungen.
1840 erfolgte Jahn's Amnestierung und vollkommene Rehabilitierung durch Friedrich Wilhelm IV, welcher 1842 den Erlass seines Vaters aufhob und damit offiziell die Turnsperre beendete. Turnen wurde in Preußen zugelassen und sogar Schulfach.
Im Alter von 74 Jahren starb Jahn 1852 in Freyburg. Dort wurde er an der Stirnseite der ersten deutschen Turnhalle beigesetzt. Aus Anlass der Olympischen Spiele in Berlin 1936 wurden seine Gebeine umgebettet. Sie fanden ihre letzte Ruhestätte im Ehrenhof seines Wohnhauses. Dieses Gebäude beherbergt heute das Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum.
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