Geb.: 05.06.1876 in Gottesgab (Böhmen)
Gest.: 29.04.1937 in Gottesgab (Böhmen)
Anton Günther war ein deutscher Volksdichter und Sänger des Erzgebirges. Er gilt als Erfinder der Liedpostkarte.
Anton Günther kam als Sohn des Musterzeichners Johann Günther und dessen Frau Elisabeth in Gottesgab zur Welt. Da sein Vater durch Musizieren Geld zu seinem kargen Gehalt dazuverdiente, wurde auch Anton Günther schon früh an Gesang und Liedgut seiner Heimat herangeführt.
Nach seiner Lehre beim Lithografen Ed. Schmidt im sächsischen Buchholz arbeitete er ab 1895 in Prag an der Hoflithographie-Anstalt A. Haase, wo er als natur- und heimatverbundener junger Mann Heimweh bekam. Mit anderen "Erzgebirgern", die wie er in Prag lebten, traf er sich regelmäßig zum "Guttsgewer Obnd" (Gottesgaber Abend). Für eines dieser Prager Treffen, bei dem auch zur Gitarre Lieder aus der Heimat gesungen wurden, verfasste Anton Günther 1895 eines seiner bekanntesten Lieder, "Drham is’ drham" (Daheim ist daheim). Die große Resonanz auf dieses Lied veranlasste ihn zu einer neuen Idee. Statt den Text zum Weitergeben immer wieder abzuschreiben, zeichnete er ihn 1895 auf Lithographie-Stein und ließ ihn als Postkarte drucken.
Nach sechs Jahren in Prag kehrte Anton Günther 1901 nach dem Tod seines Vaters in sein Elternhaus in Gottesgab zurück und musste sich um seine Familie und vor allem die Geschwister kümmern. Die geerbte kleine Landwirtschaft reichte nicht zum Unterhalt. Darum ergänzte Anton Günther seine Einkünfte ähnlich wie sein Vater mit Auftritten als Sänger und Musiker (in Anlehnung an seinen Vater "Toler-Hans-Tonl" genannt). Außerdem verkaufte er seine Liedpostkarten im Selbstverlag.
1908 heiratete Anton Günther Marie Zettl. Der Ehe entstammen drei Kinder.
Das Erzgebirge wurde damals zunehmend beliebt als Urlaubs- und Kurregion. Gaststätten und Vereine luden Anton Günther zu Unterhaltungsabenden für Einheimische und Gäste vor allem ins sächsische Erzgebirge ein. Der Erfolg war groß. Einen nicht unwesentlichen Teil der Einnahmen brachte Anton Günther 1911 in eine Stiftung ein, die Kranke, Alte und Arme in seinem Heimatort unterstützte und an seinem Erfolg teilhaben ließ.
Ein Ergebnis des Ersten Weltkrieges war die Entstehung der Tschechoslowakei, die das Verhältnis der nationalen Minderheiten, darunter Sudetendeutsche, zu den Tschechen und Slowaken gesetzlich regelte. Dies störte den heimatverbundenen Künstler sehr und wurde auch Gegenstand seiner Lieder. Schon 1908 hatte er auf die sich schon damals abzeichnenden nationalen Spannungen mit dem Liedtext "Deitsch on frei wolln mer sei!" geantwortet.
Auch nach dem Krieg blieb der Sänger und Unterhalter Anton Günther beliebt, ebenso seine Lieder.
Eine besondere Würdigung seines Schaffens zu Lebzeiten erfuhr er zu seinem 60. Geburtstag. Höhepunkt war die Einweihung des noch heute erhaltenen Gedenksteins auf dem Marktplatz von Gottesgab. In dieser Zeit ließ sich der Volkssänger von den aufstrebenden deutschen Nationalsozialisten trotz deren Werbens nicht vereinnahmen, was ihm vor allem wegen einiger durchaus vorhandener ideologischer Gemeinsamkeiten schwergefallen sein dürfte. Anton Günther wurde vielleicht auch deshalb zunehmend schwermütig. Am 29. April 1937 nahm er sich das Leben.
Anton Günther gilt als Begründer der Liedpostkarte, einer Postkarte mit einfachen Notenbildern, Texten und eigenen Lithografien. Er war der Erste, der 1895 ein komplettes Lied (da aber noch ohne Noten) auf eine Postkarte bannte. Wie viele dieser Karten er unter die Menschen brachte, bleibt unklar. Es gibt keine genaue Aufstellung. Immer wieder tauchen bisher unbekannte Versionen mit Liedern, Gedichten, Sinnsprüchen oder Landsturm-Liedern auf. Zwar sind die Karten fast durchweg nummeriert, allerdings geriet die Ziffernvergabe oftmals durcheinander, was für Sammelfreunde eine besondere Herausforderung ist, einen detaillierten Katalog aber nahezu unmöglich macht. Es ist davon auszugehen, dass es um die 160 Karten mit Liedern, Gedichten und Sprüchen von ihm gibt. 134 sind in verschieden Versionen bekannt.
Die erste Liedpostkarte Anton Günthers ist "Drham is’ drham", eine einfarbige grüne Lithographie ohne Nummer oder Verlagsangabe, nur einem "Ged. v. A. G.". Die Karte entstand während Günthers Ausbildung zum Lithographen in Prag 1895.
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