Generalstreik 1920...
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Am 13.3.1920 versuchte eine rechtsextreme Gruppe um den rechtsradikalen Politiker Wolfgang Kapp die Reichsregierung zu stürzen. Aus Protest gegen den "Kapp-Putsch" wurde das Deutsche Reich ab dem 15. März 1920 von der größten Streikbewegung seiner Geschichte erfaßt. Der Umsturzversuch scheiterte am Generalstreik der Gewerkschaften.
Etwa 12 Millionen Beschäftigte legten die Arbeit nieder. In nahezu sämtlichen deutschen Großstädten ruhte der öffentliche Verkehr. Berlin war durch den Generalstreik von sämtlichen Nachrichten- und Verkehrsverbindungen abgeschnitten. Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke der Stadt waren lahmgelegt.
Nach vergeblichen Versuchen der Putschisten, die zentralen Versorgungsbetriebe wieder in Betrieb zu setzen, gaben sie am 17. März ihren Umsturzversuch entnervt auf.
Aufgerufen zum Generalstreik hatten verschiedene Organisationen und Parteien. Alle waren sich einig, dem rechtsradikalen Putsch die Unterstützung zu versagen.
Letztendlich waren aber die Streikenden selbst froh, daß der Putsch nach nur vier Tagen in der Hauptstadt wieder vorbei war. Der Vorsitzende des Berliner Streikkomitees, Heinig, gab zu, daß die Lage allmählich prekär wurde: "Uns stürmten die Arbeiterfrauen die Bureaus ein, weil sie kein Wasser hatten und kein Licht, und in den einzelnen Etagen der Mietskasernen die Scheiße bereits die Treppen hinunterlief."
Es gibt viele Ansichtskarten vom Berliner Generalstreik, die von Straßenkämpfen und zerstörten Gebäuden "berichten". Doch es gibt nur wenige, die von der Not der Bevölkerung zeugen.
Überschwemmung in Berlin 1902...
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Dass Klima- und Naturkatastrophen nicht erst ein Produkt unserer heutigen Zeit sind, weiß jeder der sich ein wenig in der Bibel auskennt. Auf ein Beispiel für ein solches Naturereignis ist der Autor beim stöbern auf dem Flohmarkt gestoßen.
Die abgebildeten Ansichtskarten stammen aus dem April 1902. Durch Recherchen im Internet konnte er einiges über die Hintergründe in Erfahrung bringen.
Auf Grund der Bevölkerungsexplosion in der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem damit verbundenen Mangel an Bauplätzen und Wohnungen, wurde begonnen die Grundstücke enger zu bebauen (Mietskasernen, Hinterhöfe).
Kleinere Fließgewässer wurden verrohrt, größere (z.B. Panke, Spree) wurden in ihrem Lauf weiter eingeengt.
Am 14. April 1902 kam es in Berlin zu wolkenbruchartigen Regenfällen. Die unzureichenden Entwässerungssysteme und die eingeengten natürlichen Gewässer konnten diese Wassermassen nicht aufnehmen und abführen. Dadurch kam es in den niedrig gelegenen und flussnahen Stadtgebieten zu erheblichen Überschwemmungen. An der Panke kam es durch Unterspülungen der Fundamente sogar zum Einsturz von Wohnhäusern.
Dass die Menschheit mehr als ein solches Ereignis benötigt, um aus Ihren Fehlern zu lernen, kann man daran erkennen, dass sich diese Katastrophe 100 Jahre später an der Elbe und deren Einzugsgebiet weit dramatischer wiederholte.
Einzug der Herzogin Cecilie...
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Im Juni 1905 war die Hochzeit von Cecilie Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin (1886 bis 1954) mit Kronprinz Wilhelm von Preußen (1882 bis 1951) das spektakulärste gesellschaftliche Ereignis des Jahres in Berlin.
Zwischen dem 3. und 6. Juni 1905 entstanden aus diesem Anlass zahlreiche Ansichtskarten.
Das Paar hatte sich am 4. September 1904 im Jagdschloss Gelbensande verlobt. Die Herzogin, die am 3. Juni 1905 mit der Bahn von Schwerin zum Lehrter Bahnhof gereist war, wurde zunächst im Schloss Bellevue von der kaiserlichen Familie empfangen. Dann fuhr sie unter dem Jubel der zahlreichen Berliner inmitten eines riesigen Festzuges in einer achtspännigen Gala-Kutsche des Hofes durch das Brandenburger Tor und Unter den Linden bis zum Stadtschloss.
Bei dieser Fahrt entstand das Ansichtskartenmotiv, das Details vom aufwändig inszenierten Festzug auf den geschmückten Berliner Prachtstraßen zeigt.
Am Polterabend besuchten der Kronprinz und seine Braut die Königliche Oper, und tags darauf, am 6. Juni 1905, wurde das Paar in der Schlosskapelle vom Oberhofprediger getraut.
Die intelligente, sehr gut aussehende junge Frau war am Hofe und beim Volk äußerst beliebt. Schon bald wurde die modebewusste Dame, die eine Schwäche für Hüte hatte, zum Vorbild für viele deutsche Frauen und Mädchen. Zu ihren Nachkommen zählen vier Jungen und zwei Mädchen. Nach Kronprinzessin Cecilie wurde das Schloss Cecilienhof in Potsdam benannt und eine Viermastbark sowie ein Schnelldampfer auf ihren Namen getauft.
Alt Berlin Gewerbeausstellung 1896...
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1896 wurde in Berlin Treptow die bis dato größte Gewerbeausstellung ausgerichtet. Auf einem Areal von 900.000 m² gruppierten sich 3.780 Aussteller in zahlreichen Pavillons, damit waren sogar alle bisherigen Weltausstellungen übertroffen. Da Kaiser Wilhelm II. eine Weltausstellung nicht wünschte, die Berliner Kaufleute aber dennoch eine Ausstellung dieser Größe ausrichteten, wurde sie auch als „verhinderte Weltausstellung“ bekannt.
Die Ausstellung war aber keine reine Produktschau, wo neuste technische Errungenschaften vorgestellt, wurden denn auf dem weitläufigen Gelände wurden zahlreiche exotische Besonderheiten aus der fernen Welt der Kolonien präsentiert.
Aber auch für die Unterhaltung und das Vergnügen der Besucher war gesorgt. Die nach Chicago adressierte Postkarte zeigt den Bereich „Alt Berlin“. Dort wurden 120 Gebäude aus der mittelalterlichen Geschichte Berlins nachgebaut. Dazu gehörte auch ein großes Theater für 1.850 Zuschauer mit einer 750 m² großen Bühne, auf der täglich Vorstellungen und Umzüge stattfanden.
Die Gewerbeausstellung in Berlin Treptow wurde ein voller Erfolg. In den 168 Ausstellungstagen, von denen es 120 Tagen regnete, kamen sieben Millionen Besucher zum Sehen und Staunen. Um die Besucherströme zu transportieren wurde in Vorbereitung der Ausstellung viel unternommen, um die Anbindung an das Berliner Zentrum zu verbessern. Man legte neue Straßen und Schienenwege an und zahlreiche Gebäude wurden errichtet. So war die Gewerbeausstellung ein großer Beitrag das noch ländliche Treptow mit Berlin zu verschmelzen.