Oppau wurde am 21. September 1921 fast völlig zerstört:
Es war einer jener Tage, an dem bei Sonnenuntergang in Oppau bei Ludwigshafen, nichts mehr so war wie vorher. 800 von 1000 Häusern waren zerstört und nicht mehr bewohnbar, der Ort schien wie durch e
ine Riesenfaust zerstört.
Größter Arbeitgeber am Ort war das Werk der Badischen Anilin und Sodafabrik (BASF). Wie jeden Morgen waren Arbeiter mit den frühen Zügen an ihre Arbeitsstelle nach Oppau gefahren. Um 7:32 Uhr erschütterten zwei extrem starke Explosionen das Werk und zerstörten es völlig. Die Erschütterungen waren in weit entfernten Städten wie Frankfurt, Mainz oder Worms spürbar. Zunächst dachte man an ein Erdbeben, da der Oberrheingraben mit zu den häufigst betroffenen Erdbebenzonen in Deutschland zählt. Doch die Unfallursache, die Explosion eines Silos, in dem mehrere tausend Tonnen von Ammoniaksulfatsalpeter (für die Herstellung von Düngemitteln) gelagert waren, verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
An der Explosionsstelle hatte sich ein Krater von 100 Metern Durchmesser mit einer Tiefe von 50 - 60 Metern aufgetan. Die Lage war bei dem Ausmaß der Katastrophe zunächst unübersichtlich, so dass man zunächst von über 1000 Todesopfern ausging. Die Werksleitung der BASF hielt solche Angaben zunächst für übertrieben, zumal man vorher den Umgang mit dieser Chemikalie als völlig unbedenklich eingestuft hatte.
Am Ende beklagte man über 500 Tode und weit über 1000 Verletzte. Doch diese Zahlen bedeuteten für die zahlreich betroffenen Familien wenig. Man hatte den Vater, der Bruder, die Ehefrau oder Kinder, Verwandte verloren.
Am 25. September 1921 hatten sich 70.000 Menschen auf dem Ludwigshafener Friedhof zu einer Trauerfeier eingefunden, an der auch Reichspräsident Ebert und der badische Staatspräsident teilnahmen. Der Vorstandsvorsitzende der BASF Carl Bosch formulierte seine Anteilnahme so:
"Kein Kunstfehler und keine Unterlassungssünde hat die Katastrophe herbeigeführt. Neue, uns auch jetzt noch unerklärliche Eigenschaften der Natur haben all unseren Bemühungen gespottet. Gerade der Stoff, der bestimmt war, Millionen unseres Vaterlandes Nahrung zu schaffen und Leben zu bringen, den wir seit Jahren hergestellt und versandt haben, hat sich plötzlich als grimmiger Feind erwiesen aus Ursachen, die wir noch nicht kennen. Unser Werk hat er in Schutt und Asche gelegt. Aber was ist das alles im Vergleich zu den Opfern, die die Katastrophe gefordert hat ! Hier stehen wir ganz machtlos und ohnmächtig, und all das Selbstverständliche, was wir tun können, um die trauernden Hinterbliebenen und die Verletzten zu trösten, ist nichts im Vergleich zu den Verlusten."
Eine Ansichtskarte erinnert eindrücklich an das Ausmaß der Zerstörung und das Leid, das die Explosion des 21.9.1921 über Oppau brachte. Sie zeigt Menschen vor ihren zerstörten und unbewohnbaren Häusern. Sie versuchen ihre verbliebene Habe zu retten, auf Karren abzutransportieren und sie bei Verwandten, Freunden und Hilfsbereiten unterzustellen. Dieses Unglück gilt bis heute als das größte jemals in Deutschland stattgefundene Industrieunglück, das in seinen Ausmaßen eigentlich nur mit den Zerstörungen des II. Weltkrieges vergleichbar ist.
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Dampfkessel-Explosion auf dem „Otto-Schacht“ bei Kriebitzsch am 3. September 1904:
Der westliche Teil des Altenburger Landes war reich an Braunkohle. So bildete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Meuselwitz-Rositzer Braunkohlerevier, mit einer Vielzahl von Gruben u
nd Brikettfabriken.
Im Jahr 1873 wurde die erste Brikettpresse in der Brikettfabrik „Germania“ in Gorma aufgestellt. Weitere Brikettfabriken folgten, in denen täglich zwischen 40.000 und 60.000 Briketts gepresst werden konnten.
Gelegentlich kam es in den Fabriken zu folgeschweren Kesselexplosionen. So wie am Abend des 03. September 1904 bei Kriebitzsch. Der Dampfkessel des zur Abbaugesellschaft “Friedensgrube“ gehörende Otto-Schachtes war explodiert und hinterließ ein Bild des Schreckens und der Verwüstung.
Das Kesselhaus, die Brikettfabrik und der hohe Schornstein lagen in Trümmern. Aus dem Maschinenhaus loderten Flammen. Ebenfalls lichterloh brannten die Förderanlagen und andere Werksteile. Teile des Kessels, Eisenträger und eine Unmenge von Mauersteinen waren bis zu 500 Meter weit in alle Himmelsrichtungen geschleudert worden.
Da sich das Unglück in der Spätschicht ereignete, befanden sich relativ wenig der 60 Beschäftigten im Werk.
Erst am 11.September 1904 konnte man den einzigen Vermissten tot bergen. Die Ursache des Unglücks konnte jedoch nie ganz aufgeklärt werden.
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