Machtpolitische Rivalitäten und intensives Wettrüsten belasteten seit Beginn des 20. Jahrhunderts die internationalen Beziehungen in Europa. Nach der Ermordung des Österreich-Ungarischen Thronfolge
rs am 28. Juli 1914 in Sarajewo versagten alle diplomatischen Bemühungen um eine
Konfliktlösung aufgrund der unversöhnlichen Machtbestrebungen der europäischen Großmächte.
Dies mündete in den Ersten Weltkrieg, der am 01.08.1914 ausbrach zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn und den Entente-Staaten Frankreich, Großbritannien und Russland.
Um sein Volk zu mobilisieren hielt Kaiser Wilhelm II. am 31.07.1914 in Berlin seine Erste Balkonrede mit den Worten:
"Eine schwere Stunde ist heute über Deutschland hereingebrochen. Neider überall zwingen uns zu gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe daß, wenn es nicht in letzter Stunde meinen Bemühungen gelingt, die Gegner zum Einsehen zu bringen und den Frieden zu erhalten, wir das Schwert mit Gottes Hilfe so führen werden, daß wir es mit Ehren wieder in die Scheide stecken können. Enorme Opfer an Gut und Blut würde ein Krieg vom deutschen Volk erfordern. Dem Gegner aber würden wir zeigen, was es heißt, Deutschland anzugreifen. Und nun empfehle ich Euch Gott! Jetzt geht in die Kirche, kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für unser braves Heer!"
Bereits einen Tag später am 01.08.1914 erfolgte die Zweite Balkonrede des Kaisers mit den Worten:
"Ich danke Euch für alle Liebe und Treue, die Ihr Mir in diesen Tagen erwiesen habt. Sie waren ernst, wie keine vorher! Kommt es zum Kampf, so hören alle Parteien auf! Auch Mich hat die eine oder andere Partei wohl angegriffen. Dies war in Friedenszeiten. Ich verzeihe es heute von ganzem Herzen! Ich kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr; wir sind heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder.
Will unsere Nachbar es nicht anders, gönnt er uns den Frieden nicht, so hoffe Ich zu Gott, daß unser gutes deutsches Schwert siegreich aus diesem schweren Kampfe hervorgeht."
Was am 31.07.1914 mit den pathetischen Worten des Kaisers in Berlin begann, endete mit der Niederlage der Mittelmächte am 11.11.1918 mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens in Versailles.
Der Erste Weltkrieg hatte Millionen Tode von allen Kriegsparteien gefordert.
...
weiterlesen
27. Januar: Kaisers Geburtstag:
Bis zu seiner Abdankung am 9. November 1918 regierte Kaiser Wilhelm II das Deutsche Reich. Heute kaum noch nachvollziehbar und nachspürbar ist die Bedeutung der Persönlichkeit des Kaisers "von Gotte
s Gnaden" für sein Volk. Natürlich wurde auch der Geburtstag des Kaisers im gesamten Deutschen Reich gefeiert als ein besonderer Festtag. Das unterstreicht auch die abgebildete Karte zu "Kaisers Geburtstag" 1916.
Am 27. Januar 1918 wurde zum letzten Male "Kaisers Geburtstag" gefeiert. Wie das in der mittelhessischen Provinz aussah - die Tageszeitungen von damals geben Einblicke:
Gleich auf der Titelseite des Weilburger Anzeiger vom 24. Januar 1918 steht unter dem Konterfei des Monarchen der Leitartikel:
Zum Geburtstage des Kaisers am 27. Januar
Zum vierten Male in harter Kriegszeit begeht unser Kaiser seinen Geburtstag. Noch donnern im Westen, Südwesten und Süden die Geschütze, rasen die furchtbarsten Schlachten, wüten vergebens die feindlichen Massenstürme gegen unsere Fronten. Nur im Osten leuchtet scheu des Friedens Licht hervor. Der Feind, der unserer Feinde größte Hoffnung war, und den Weltbrand entzündete, muß zuerst, gezwungen durch das Deutsche Schwert, um Frieden bitten.
"Welche eine Wendung durch Gottes Führung!" darf unser Kaiser dankerfüllt bekennen, wenn er auf das abgelaufene Lebensjahr zurückblickt. Umgeben von den geistvollsten Heerführern, einem Heere, das an Tapferkeit, Kühnheit, kriegsmäßiger Durchbildung, Treue und Pflichtgefühl bis zum letzten Hauch, Siegeszuversicht und Siegeswillen nicht zum zweiten Male auf der Welt zu finden ist, inmitten des treuesten Volke, das alles duldet, das alles trägt, kein noch so schweres und schmerzliches Opfer scheut, um das Vaterland aus seiner Not zu retten - so geht unser Kaiser ins neue Lebensjahr hinein. Furchtlos und ohne Bangen, denn des Volkes Liebe wacht über ihn und schützt ihn mit starkem Arme. Das zeigte sich mit ursprünglicher Gewalt, als der heuchlerischste unserer Feinde, der Präsident Wilson, heimtückisch einen Keil zwischen Kaiser und Volk treiben wollte. Er kannte Deutschland nicht und die Liebe zu seinem Kaiser. Einmütig erhoben sich alle Parteien und wiesen entrüstet, zornbebend, verachtungsvoll die Zumutungen zurück, die an sie gestellt wurden. Gerade das Gegenteil von dem Erhofften trat ein. Inniger als je zuvor knüpften sich die Bande zwischen Kaiser und Volk, und eine deutsche Absage ward über den Ozean hinübergegeben.
Das deutsche Volk weiß, daß sein Kaiser, der von Beginn seiner Regierung an mit Wort und Tat dem Frieden diente, diesen fürchterlichen Krieg nicht gewollt hat, daß er ihm vielmehr durch raubgierige, heuchlerische Feinde aufgezwungen wurde. Darum steht das deutsche Volk im stahlharten Siegeswillen treu zum Kaiser, und seit der frechen höhnischen Ablehnung des kaiserlichen Friedensangebotes der Feinde im Vorjahre schlägt dieser Siegeswille einer steilen Lohe gleich, hoch empor. Diesem Siegeswillen kann kein Flaumacher standhalten, und alles grimmige Drohen und Toben der Feinde zerstiebt wie Meeresgischt. Vertrauensvoller als je zuvor blicken wir mit unserem Kaiser in die Zukunft.
Die deutschen Kriegervereine haben von jener, ihren Satzungen gemäß, Königstreuem, Vaterlandsliebe und alle soldatischen Tugenden hochgehalten und dadurch in stiller Arbeit die Kräfte und den Geist gestärkt, der uns nun seit 3 1/2 Jahren so unerhörte Erfolge gebracht hat. Unser Kaiser hat dieses in einem Telegramme vom 9. September 1917 an den Vorstand des Kyffhäuser-Bundes der deutschen Bundes-Kriegerverbände folgendermaßen bestätigt: "Der in den Kriegervereinen gepflegte Geist opferfreudiger Kameradschaft und todesmutiger Treue zu Kaiser und Reich hat sich in der schweren Kriegszeit auf dem Schlachtfelde und daheim kraftvoll bewährt. Das Vaterland ist stolz auf seinen jungen und alten Krieger; sie werden auch fernerhin ihren Mann stehen gegen alle feindlichen Angriffe und freventlichen Versuche, Zwiespalt in die Reihen des mit seinen angestammten Fürsten unzerreißbar verbundenen deutschen Volkes in Waffen zu tragen."
Für diese gnädige Anerkennung sind die Kriegervereine ihrem Allerhöchsten Schutzherrn ganz besonders dankbar. Der beste Dank ist das Gelöbnis, auch ferner, möge kommen, was da wolle, in Treue, Liebe, Pflichterfüllung unwandelbar zum Kaiser stehen. Kein Feind soll ihn uns nehmen. Deutscher Kaiser und deutsches Volk sind eins bis zum Tode. Gott schütze und segne unsern Kaiser auch im neuen Lebensjahre!
In Weilburg wurde - so die Ankündigungen im Weilburger Anzeiger - der Geburtstags des Kaisers auf verschiedene Weise begangen. Der Kriegerverein "Germania" lud Mitglieder und Bevölkerung für Samstag, den 26. Januar, ein in das Gasthaus "Lord".
Auch bei den Kirchlichen Nachrichten begegnet uns "Kaisers Geburtstag" - So findet am Sonntag, dem 27. Januar, vormittags um 10 Uhr Gottesdienst in Weilburg statt zur Geburtstagsfeier S.M. des Kaisers und Königs. In der evangelischen Schloßkirche, in der katholischen Kirche und auch in der Synagoge.
Zur Kaiser-Geburtstags-Spende für deutsche Soldatenheime an der Front ruft ein Ehren-Ausschuß namhafter Generals-Frauen (Hindenburg, Mackensen, Wangenheim, Bülow, Ludendorff und Michaelis) auf. Lokale Unterstützung des Aufrufes sind Landrat Lex als Vorsitzender des Kreiskomitees vom Roten Kreuz und Major Willemer als Kommandeur der Königlichen Unteroffiziervorschule:
"Wir bitten, auch im Auftrage des Roten Kreuzes und des Vaterländischen Frauen-Vereins, herzlich, die Sammlung für diese Spenden, welche in Weilburg durch Schüler der Unteroffiziervorschule in diesen Tagen vorgenommen werden wird, nach besten Kräften durch Gaben zu unterstützen."
Text des Aufrufes lautet wie folgt:
Wir halten durch bis zum guten Ende! Diese eiserne Pflicht beherrscht unsere Männer an der Front. Im vierten Kriegswinter stehen sie draußen als die lebendige Mauer, die uns schirmt. Auch die Heimat hält durch. Sie hält durch mit ihrer Liebe und mit ihren Opfern.
Die Front und die Heimat begegnen sich in den deutschen Soldatenheimen und in den deutschen Marineheimen. Sei es nun in der grauen Erde Flanderns oder auf der Vogesenwacht, sei es in den Sümpfen Polens oder auf den Bergen Mazedoniens, sei es an der nordischen Wasserkante oder im heißen Wüstensand Mesopotamiens, allüberall wo deutsche Männer stehen, setzt sich die Heimat durch die Soldatenheime und die Marineheime fest.
Die Heimat hat mit ihren Gaben geholfen, viele Truppenteile mit Soldatenheimen und Marineheimen zu versehen. Die Heimat hat zahlreiche Schwestern ausgestattet, welche diesen schönen Dienst versehen. Unsere Opferwilligkeit darf nicht erlahmen. Wir wollen durchhalten, unseren Feldgrauen und Marineblauen den Beweis zu erbringen, daß wir ihnen helfen, die Mühsal des Winterkrieges zu ertragen. Helft uns, allen den Truppenteilen, die noch keine Heime haben, Soldatenheime und Marineheime zu bauen!
Aus Weilburg und Umgegend finden sich im Weilburger Anzeiger einige Berichte zum festlichen Anlass:
Kaisergeburtstagsfeier. Mit den Feierlichkeiten zu Kaisersgeburtstag, der diesmal wieder auf Wunsch Seiner Majestät in einfacher stiller Weise gefeiert wird, machte gestern abend die Kgl. Unteroffizier-Vorschule mit einer Festveranstaltung im Speisesaal den Anfang, die für die Garnison Weilburg und die hiesigen Schulen bestimmt war. Das reichhaltige Programm, welches aus Deklamationen, patriotischen Gesängen und Musikstücken, sowie aus Theater und turnerischen Vorführungen bestand, wurde exakt abgewickelt und erntete lebhaften Beifall.
Zu "Kaisers Geburtstag" gibt es eine große Vielzahl an Postkarten besonders aus den Jahren des Krieges. Und manche "Patriotika" lassen sich nach Lektüre der oben genannten Texte als Kontext viel besser verstehen. Reizvoll war es für mich auch, nach Bearbeitung des Themas, nach Ansichtskarten mit "Soldatenheimen" zu suchen.
...
weiterlesen