Die feierliche Bestattung der Kaiserin Elisabeth in Wien 1898:
Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (auch Sissi genannt) war eine Prinzessin und durch ihre Heirat mit Franz Joseph I. ab 1854 Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn.
Nach einer un
gezwungenen und unstrukturierten Kindheit hatte Elisabeth, die schüchtern und introvertiert war, Schwierigkeiten, sich an die Hofburg und ihre starren Protokolle und die strenge Etikette zu gewöhnen. Innerhalb von ein paar Wochen zeigten sich bei Elisabeth erste gesundheitliche Probleme: sie begann zu husten und wurde ängstlich und schreckhaft.
Elisabeth war fest mit ihren Eltern verbunden, besonders mit ihrer Mutter, und verhielt sich auch als Erwachsene wie ein Kind. Sie hatte keine Kontrolle in ihrem neuen Leben und konnte sich nicht mit ihrer Rolle als Gattin des Kaisers und jungen Mutter identifizieren.
Franz Joseph war leidenschaftlich in seine Frau verliebt, sie aber erwiderte seine Gefühle nicht in gleichem Maße und fühlte sich zunehmend durch die Starrheit des Hoflebens erstickt. Er war ein nüchterner Mann, der noch von seiner Mutter geführt wurde. Sie entfernte sich emotional immer weiter von ihrem Mann, floh ihn und die Pflichten des Lebens und des Hofes und vermied sie beide so gut es ging.
Sie war weltweit bekannt für ihre Schönheit und Figur, sie war groß (172 cm), und auch nach vier Schwangerschaften hielt sie ihr Gewicht von etwa 50 kg für den Rest ihres Lebens.
Der Tod ihres einzigen Sohnes war für sie ein Schock, von dem sie sich nie erholte. Sie zog sich vom Hof zurück und machte weite Reisen ohne Begleitung ihrer Familie. Im Jahre 1898 reiste die sechzigjährige Elisabeth nach Genf in die Schweiz. Sie ging an der Promenade entlang, als der italienische Anarchist Luigi Lucheni sie angriff und mit einer 100 mm langen scharfen Nadel erstach. Elisabeth war mit 44 Jahren die dienstälteste Kaiserin von Österreich. Lucheni erhängte sich später mit einem Gürtel in seiner Zelle.
Am Tag der Beerdigung herrschte in ganz Wien düsteres Schweigen, überall hing Trauerflor und die Wiener verfolgten den letzten Weg ihrer Herrscherin. Obwohl in den letzten Jahren ihres Lebens die Menschen das Interesse an Elisabeth verloren hatten, erschütterte ihr gewaltsamer Tod die Welt. Die Menschen trauerten wohl gar nicht so sehr um die Ermordete, sondern fühlten eher mit dem alten und unglücklichen Herrscher, dem das Schicksal einen weiteren Schlag versetzt hatte. Der Trauerzug wurde von zahlreichen Monarchen und ihren Vertretern, achtzig Erzbischöfen und Bischöfen und Tausende von Trauernden begleitet. Mehrere Tage lang läuteten alle Glocken in Wien. Auf beiden Seiten des Wagens gingen in Dreierreihen Offiziere und berittene Wachen. Zuerst kamen acht Rappen, dann unter einem Baldachin der Leichenwagen mit dem in schwarzen Samt gehüllten Sarg der Kaiserin. Der Trauerzug bewegte sich still wie in einem Traum. Es waren nicht einmal die Pferdehufe zu hören, da die Straßen vorher mit Sand bestreut wurden. Hinter dem Sarg ritten Bogenschützen und die ungarische Leibwache und ihnen folgten mehrere hundert Offiziere.
Obwohl sie sich ihre letzte Ruhe an einem Ort „irgendwo in der Nähe des Meers, am liebsten auf der Insel Korfu“ gewünscht hatte, beendete die Kaiserin ihre Reisen durch die Welt im Familiengrab der Habsburger in der Kapuzinerkirche neben ihrem einzigen Sohn (und später neben ihrem Ehemann Franz Joseph I.).
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