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Abschieds-Karte der Privat-Post "Hansa"

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Der 31. März 1900 markiert eine deutliche Zäsur im deutschen Postwesen, eingeleitet wurde diese bereits am 20.12.1899: Alle Privaten Post-Anstalten im Deutschen Reich wurden verboten! Das dazu notwendige Reichsgesetz wurde auf intensives Betreiben der Reichspost am 20. Dezember 1899 vom Reichstag beschlossen. Geduldiges wie hartnäckiges Drängen der Reichspostverwaltung in Person des Staatssekretärs im Reichspostamt Graf von Podbielski führte zu diesem Beschluss. Alle Privatpost–Anstalten, wie z. B. eben auch die „Hansa“, wurden dem Monopol der Reichspost unterworfen und abgeschafft.

Die hier gezeigte Privatpost Hansa war ansässig in Königsberg in der Koggenstrasse, leicht westlich von Gesekus-Platz und königlichem Schloss sowie südlich vom Hauptpostamt/Telegraphenamt. Sie war tätig ab dem 1. September 1894 bis eben zum 31. März 1900. Im Jahre 1899 beispielsweise bewegte die Hansa um 2,5 Millionen Sendungen, dies mit über 165 Briefkästen (Reichspost hier ca.140 Briefkästen). Die Hansa galt als zuverlässiger und effektiver als nicht wenige Privat-Post-Anstalten in anderen Städten des Deutschen Reiches.

In ca. 170 Städten/Orten des Deutschen Reichs gab es bis 1900 insgesamt um die 250 Privatpostanstalten, denen es gestattet war, innerhalb der Ortsgrenzen alle Beförderungsdienstleistungen durchzuführen, nach außerhalb waren lediglich verschlossene Briefe sowie Zeitungen mit politischem Inhalt, die mehr als einmal wöchentlich erschienen staatlich monopolisiert. So war es im Postgesetz des Norddeutschen Bundes vom 2. November 1867 festgelegt und ebenso in das Reichspostgesetz vom 28. Oktober 1871 übernommen worden.

In Berlin z. B. gab es die "Berliner Packetfahrt-Gesellschaft Berlin S, Alexandrinenstraße 93", am 13. Februar 1884 in das Berliner Handelsregister eingetragen. Sie bewegte schon ein Jahr später ca. 11.000 Sendungen („Nur in die rothen Briefkasten der Packetfahrt zu werfen !“), hieß ab dem 12. Januar 1886 „Neue Berliner Omnibus- und Packetfahrt-Actiengesellschaft“, ab 1894 „Berliner Packetfahrt Aktien-Gesellschaft“.

Die Reichspost allerdings machte es sich immer mehr zur Aufgabe, auch noch so kleine Fehlleistungen und Irrtümer ihrer privaten Konkurrenz zu finden, zu belegen und zu beklagen. Auch vor Schikanen schreckte sie nicht zurück, erließ restriktive bis manchmal auch lächerliche Regeln z. B. zum Anbringen von Briefkästen der Privatpost und wollte jenen Anstalten um 1888 sogar die Verwendung des Wortes „Post“ verbieten. Man wollte das gute Geld der „Privaten“ eben nur zu gern selbst verdienen. Mit Ablauf des 31.3.1900 hatte man sein Ziel erreicht. Das so per Gesetz erlassene Monopol musste sich die Reichspost allerdings zunächst erst einmal durchaus Einiges kosten lassen.

Es sollen insgesamt um 8,2 Millionen Goldmark geflossen sein für substantielle Abfindungen an Unternehmungen wie deren Mitarbeiter, (sofern diese nicht übernommen wurden), durch Auszahlungen an Aktionäre usw. Davon allein von der Reichspost an die 7,5 Millionen Goldmark, von der noch unabhängigen Königlich-Bayerischen Post ca. 440.000 Mark, von der Königlich-Württembergischen Post ca. 320.000 Mark. Auch für die Hansa dürfte dabei nicht wenig Geld geflossen sein.

Eine solche Abschiedskarte ist übrigens kein Einzelfall, viele Private Post-Anstalten druckten Abschiedsausgaben, bedankten sich somit auch bei ihren Kunden, publizierten manchmal so auch noch einigen Hohn und Spott über die „Geld-Gier“ der Reichspost. Es gab dann nur noch vereinzelte Versuche, im neuen gesetzlichen Rahmen, so eng der auch war, neue Privat-Post-Dienste zu organisieren. Die Reichspost ließ diese Versuche jedoch nur zu gern gerichtlich verfolgen bis hin zum Verbot.

In der im Sommer 1994 beschlossenen 2. Postreform übrigens wurde auch die privatrechtliche AG Deutsche Post AG erschaffen. Das Briefmonopol sollte 2002 aufgehoben werden, aber nach einer 5- jährigen weiteren Verlängerung fiel es erst schrittweise(bis 100 Gramm 2005, bis 50 Gramm 2007) bis zum 31.12.2007. Es hielt somit letztendlich 107 Jahre und 9 Monate!

eingesandt von: Thomas Schleussner-Schwarz
Email: t.schleussner@freenet.de
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