alte Ansichtskarten / old postcards

Start der größten Industriemesse der Welt

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Frankiert, mit Sonderstempel versehen, aber nie abgeschickt wurde diese Postkarte, die gleich zwei Geschichten erzählt. Nämlich die von der Geburt der größten Industriemesse der Welt und eine zweite vom Geburtstag des Mannes, auf dessen Wirken hin die „Postkarte“ in Deutschland eingeführt wurde.

Werfen wir als erstes einen Blick auf die beiden Briefmarken. Es handelt sich um zwei von nur insgesamt zehn vom Alliierten Kontrollrat im Nachkriegsdeutschland herausgegebenen Sondermarken. Sie zeigen das Porträt von Heinrich von Stephan, dessen Todestag sich am 8. April 1947 zum fünfzigsten Mal gejährt hatte. Die bildidentischen Marken im Wert von 24 und 75 Pfennig erschienen am 15. Mai in einer Auflage von stattlichen 40 Millionen Exemplaren. Viel Ehre für den einstigen Generalpostdirektor des Deutschen Reiches und Mitbegründer des Weltpostvereins. Stephan, am 7. Januar 1831 in Stolp/Pommern geboren, legte 1865 ein Konzept zur Einführung einer „Korrespondenzkarte“ vor. Auf einer aus Karton gefertigten Karte sollten offene (und nicht - wie damals bereits üblich - zu Werbezwecken gedruckte), also für jedermann lesbare, handschriftliche Nachrichten innerhalb Preußens befördert werden. Und zwar zu einem günstigen Tarif. Der Vorschlag wurde vom Generalpostamt allerdings abgelehnt, vor allem aufgrund moralischer Bedenken. Nachdem in Österreich im Jahr 1869 solche Korrespondenzkarten eingeführt worden waren und Stephan am 26. April 1870 zum Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes ernannt worden war, konnte er endlich sein Konzept verwirklichen und führte zum 1. Juli 1870 im Bundesgebiet die Karte mit den Maßen 10,8 X 16,3 Zentimeter ein. Das war der Beginn eines einzigartigen Siegeszuges von Post- und Ansichtskarte. Freilich war die Karte gegenüber Stephans ursprünglichem Plan zunächst nicht günstiger als ein Brief und auch die Wertmarke war nicht aufgedruckt, sondern musste eigenhändig aufgeklebt werden.

So wie auf dieser mit einem Sonderstempel versehenen „offiziellen Postkarte“ anlässlich der Exportmesse Hannover 1947. Exportieren statt resignieren, forderten damals die Besatzer der Bizone in den Nachkriegsjahren von Westdeutschland. Die Deutschen sollten sich trotz der desolaten wirtschaftlichen Lage wieder aus eigener Kraft versorgen - auch, um England und den USA nicht unnötig zur Last zu fallen und zugleich die Kriegsschulden mit hochwertigen Gütern zu begleichen. So ging auf eine britische Initiative die erste Export-Messe zurück. Nach einer Absage aus Düsseldorf wurde die Deutsche Messe- und Ausstellungs-AG in Hannover gegründet und brachte millionenschwere Investitionen in die zerstörte Stadt. Der Erfolg der ersten Export-Messe bestätigte die Veranstalter. 1.934 Exportverträge im Wert von 31,6 Millionen US-Dollar wurden an den 21 Messetagen zwischen dem 18. August und dem 7.September 1947 auf dem Messegelände geschlossen. Es kamen 736.000 Besucher aus 53 Ländern auf das in nur drei Monaten hergerichtete Gelände einer ehemaligen Fabrik in Hannover-Laatzen. Die Postkarte zeigt das Symbol der später zur größten Industriemesse der Welt avancierten Veranstaltung, einen stark stilisierten und später auch nie wieder veränderten Hermeskopf. Er stammt aus der Feder des Grafikers Paul Rademacher, der das weltberühmte Logo buchstäblich „über Nacht“ entwickeln musste. Hermes gilt in der griechischen Mythologie als Schutzgott der Kaufleute. In der Bevölkerung blieb diese erste Leistungsschau der deutschen Wirtschaft als „Fischbrötchenmesse“ in Erinnerung: 1947 litten die Menschen in Hannover Hunger. Das Messe-Essen, das es zu jeder Eintrittskarte für drei Reichsmark gratis dazu gab, wurde deshalb gerne angenommen. Es bestand aus einem Fischbrötchen und einem Glas "Messe-Wein".

eingesandt von: Bernd Ellerbrock
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