alte Ansichtskarten / old postcards

„Fertigstellung“ der Magdeburger „Sternbrücke“ auf einer Ansichtskarte: acht Jahre zu früh

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Von Mark Twain stammt das Bonmot, dass Prognosen eine schwierige Sache wären. Vor allem, wenn sie in die Zukunft gerichtet seien. Dass davon sogar Ansichtskarten betroffen sein können, zeigt diese. Sie wurde herausgegeben in Erwartung einer Fertigstellung der Magdeburger „Sternbrücke“ im Jahr 1915. Doch das war etwas voreilig, denn dazu kam es erstmal gar nicht. Als die Karte am Nikolaustag 1914 abgeschickt wurde, waren die Bauarbeiten an der Brücke, mit denen man im Mai 1914 begonnen hatte, längst eingestellt worden. Grund dafür waren erhebliche Schwierigkeiten mit Rissen an den Ufer-Widerlagern. Gleichwohl zeigt die Ansichtskarte die komplette Stahlbogenbrücke nach einem Entwurf von Stadtbaurat Bruno Taut, „aufgenommen nach einer Photographie und Zeichnung der Städtischen Tiefbauverwaltung“, wie der Verlag Klautzsch auf der Rückseite vermerkt. Da ist dann wohl in ein Foto von der Elbe mit Lastkähnen eine Brücke „hineinmontiert“ worden - „fake news“ vor über hundert Jahren? Jedenfalls zogen sich noch bis 1919 eine Klage gegen die Baufirma, die Erstellung von Gutachten und Lösungsvorschlägen, eine neue Ausschreibung und eine erneute Auftragsvergabe an die gleiche Baufirma hin. Der Anlass, zu dem diese Ansichtskarte aufgelegt wurde, hat also gar nicht stattgefunden.

Erst acht Jahre später, am 14. Juni 1922, erfolgte die Einweihung durch den Magdeburger Oberbürgermeister Hermann Beims. Und natürlich erschien auch diesmal eine Ansichtskarte zum Ereignis, eine Lithographie von Alwin Freund-Beliani anlässlich der MIAMA (Mitteldeutsche Messe für Siedlung, Sozialfürsorge und Arbeit) 1922 im neu entstandenen Messe- und Ausstellungszentrum auf der Elbinsel Rotehorn, die von der „Sternbrücke“ mit der Magdeburger Altstadt verbunden worden war. Der Überbau der Strombrücke bestand über der Elbe aus einem stählernen Bogen. An diesen schloss sich links ein Betongewölbe mit 25 Meter Stützweite und rechts drei Flutöffnungen mit 22 Meter Stützweite an. Die „Sternbrücke“ war für damalige Verhältnisse schlicht und ohne jeden „Schnickschnack“ und galt als eine der modernsten Flussübergänge Deutschlands.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Stahlbogen der Brücke wie auch weitere Elbüberquerungen durch die Wehrmacht gesprengt. Ein Wiederaufbau ließ lange auf sich warten. Erst nach der Wiedervereinigung wurden die baulichen Überreste der Brücke zunächst unter Denkmalschutz gestellt. Im April 1997 beschloss schließlich der Stadtrat, die technische Planung zur Wiedererrichtung des Sternbrückenzuges aufzunehmen. Der Bau der Brücke war nicht nur ein Wunsch vieler Magdeburger, sondern auch eine verkehrspolitisch wichtige Entscheidung für die Anbindung des Rotehorn-Parks zum südlichen Stadtteil. Zur 1200-Jahrfeier wurde der lang ersehnte Brückenschlag am 1. Mai 2005 eröffnet.

eingesandt von: Bernd Ellerbrock
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